Im August 2016 leitete ich unsere Expeditionsgruppe zum Damavand, dem mit 5.671 m höchsten Gipfel des Iran.
Neun Tage dauerte die Expeditionsreise zum höchsten iranischen Vulkan Persiens.
Mit zwölf gut gelaunten Teilnehmern lande ich in den frühen Morgenstunden in der Hauptstadt des Iran, Teheran. Sofort geht es an’s Bergsteigen: Unser Akklimatisierungsgipfel soll der 4.150 m hohe Koloun Bastak werden, der nordwestlich von Teheran im Elburs-Gebirge steht. Dort übernachtet man in einem Zeltlager schon auf 3.300 m, so dass es am nächsten Tag in nur etwa drei Stunden bei bestem Sonnenschein auf den ersten Gipfel gehen kann!
Da der Freitag im Iran unserem Sonntag entspricht, haben viele Leute frei und sind in den Bergen unterwegs – ein sehr freundliches Völkchen! Alle wollen mit uns gemeinsam Fotos machen und freuen sich über die Gäste aus dem fernen Deutschland. Zurück im Zeltlager freuen auch wir uns, allerdings über frisch aufgeschnittene Melone, die unsere „gute Seele“ Leila schon für alle vorbereitet hat.
Am nächsten Tag fahren wir nach Osten, in den kleinen Ort Poloor, der Ausgangspunkt für die meisten Touren zum Damavand ist und ein Treff für die iranische Bergsteigerszene. Wir dürfen in der Hütte des Bergvereins übernachten und am nächsten Morgen geht es mit Jeeps zum Basislager des Damavand, nach Gousfandsarai, wo eine kleine Moschee mit ihrer goldenen Kuppel im Morgenlicht strahlt.
Dort wird das große Gepäck auf Maultiere verladen, so dass wir zum Hochlager Bargah Sewom auf 4.200 m wahrlich nicht viel zu schleppen haben… Auf einfachen Pfaden, dann und wann durch’s Geröll, steigt man binnen vier Stunden hinauf. Im Lager gibt es breite Terrassen für Zelte, es ist aber auch möglich, in der festen Hütte des Bergverbandes zu schlafen. Zumindest mit genügend Watte in den Ohren…! Nach einem kräftigen Abendessen mit leckerer Pasta und einem abschließenden Briefing für den Gipfeltag kriechen alle beizeiten in die Schlafsäcke.
Um vier in der Früh ist die Nacht zu Ende, es geht los! Nach einem kurzen Frühstück beginnen wir 5 Uhr mit dem Aufstieg, der immer einem runden Grat folgt. Mit zunehmender Höhe merkt man, dass die Luft dünner wird. Dazu gesellt sich ein merkwürdig fauliger Geruch, denn der Damavand ist ein aktiver Vulkan und aus so einigen Löchern im Boden strömt etwas Schwefelgas.
Nach sechs Stunden ist es geschafft und wir stehen auf dem mit 5.671 m höchsten Punkt des Iran! Bei herrlichem Wetter reicht der Blick vom Kaspischen Meer im Norden bis zur Smog-Glocke Teheran im Südwesten. Der Abstieg forderte noch einmal viel Ausdauer. Im Hochlager wartete Leila mit einer heißen Suppe – und einem Malzbier (in der islamischen Republik Iran selbstverständlich alkoholfreies), mit dem wir auf den Gipfelerfolg anstoßen.
Zurück in Teheran erleben wir an einem Tag die faszinierende Kultur des Orients mit dem Golestan-Palast, dem Nationalmuseum und dem quirligen Bazar. Manche der Teilnehmer bleiben deshalb noch länger im Land und schauen sich die kulturellen Höhepunkte Shiraz, Isfahan und das legendäre Persepolis an. Für uns heißt es jedoch, Abschied zu nehmen: Es war eine sehr erfolgreiche Expedition mit einer tollen Gruppe.