Von Armenien in den Iran

Samstag, 24.10.2015, Goris nahe der Armenisch-Iranische Grenze

Von Armenien in den Iran – Grenzbericht einer Einreise

Es ist Ende Oktober und noch immer herrlich warm. Wieder erwartet uns ein herrlicher Herbsttag. Die Sonne scheint und in Goris sind es vormittags angenehme 18 Grad. Unser Ziel für heute ist zunächst die Armenisch-Iranische Grenze nahe Meghri.

Für umgerechnet 3,50 Euro gehe ich noch schnell zum Friseur gegenüber meines Hotels, man will ja schließlich herausgeputzt den Persern gegenübertreten. Halb zehn kommen wir los und eine spektakuläre Fahrt durch die Gebirge Südarmeniens erwartet uns. Die Wälder wirken von den Passstraßen wie bunte Teppiche – der Herbst hat alles wunderbar eingefärbt. Die Straße windet sich in vielen Serpentinen die vielen Gebirgszüge entlang. Für die vielen iranischen LKW-Fahrer sicher nicht ganz so ein Vergnügen wie für mich.

Wir passieren die Provinzhauptstadt Kapan und holen uns noch einen frisch zubereiteten Kebap, den wir dann oben auf dem Meghri-Pass verspeisen wollen. Eine gute Einstimmung auf den kulinarischen Zauber Persiens.

Vom Bergbauort Kadscheran windet sich die Straße nochmals hoch empor, zum höchsten Straßenpass des Landes, dem Meghri-Pass (2.535 m). Hier machen wir die letzte Pause vor der Grenze. Den letzten Schluck Rotwein gönne ich mir, bevor es in nächster Zeit wohl nichts mehr geben wird. Ab jetzt geht es nur noch nach unten.

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Auf nur 35 km verlieren wir knapp 2.000 m an Höhe. Das merkt man schnell, denn als wir Mehgri näher kommen, wird es heiß. Das Thermometer zeigt nun knapp 30 Grad. Verrückt! Und die Gegend hier am Zipfel der Provinz Sjunik erscheint mir wie ein großer Garten, denn Obstbäume säumen die Straßenränder und das Umland. Die Verkaufsstände der Einheimischen sind üppig mit Früchten der Saison bestückt, vor allem mit Granatäpfeln. Armenien hat hier mit Iran einen knapp 40 km langen Grenzverlauf. In der Ferne sehe ich die kargen Felsformationen – das muss schon Iran sein. Noch ist es ein kleines Stück bis zum Grenzübergang. Wir fahren am Grenzfluss Araz/Arax entlang und erreichen die 5.000 Einwohner Gemeinde Agarak, wo sich auch die Grenzstation befindet. Die Bahnstrecke, die früher, vor dem Krieg, Armenien und Aserbaidschan verband ist hier leider nicht mehr intakt und einem traurigen Schicksal des Verfalls überlassen. Meine lieb gewonnen Freunde Lika und Bakur lasse ich hier zurück.

Es ist fast überhaupt kein Betrieb hier und ich merke, dass ich die armenischen Grenzer um die Mittagsruhe bringe. Ein Golfcar bringt mich für ein kleines Trinkgeld bis zur Brücke. Ein Blick zurück und einen Gruß zu meinen Freunden, dann erwartet mich ein völlig anderes Land. Ein schläfriger Grenzsoldat verwickelt mich noch eben in ein kurzes Gespräch zum Thema Fußball und den armenischen Helden Henrikh Mkhitaryan von Borussia Dortmund, bevor mich ein anderer auf die Brücke entlässt und das Nagelband von der Straße zieht.

Noch 80 m sind es bis zum ersten Iranischen Posten, der von einer einzelnen Person mit allerhand Gepäck doch etwas überrascht wirkt. Etwas nervös, der Schweiß rinnt an Rücken und Schläfe entlang, ziehe ich meine Reisetasche (zum Glück mit Rollen) über die Brücke. Erste Kontrolle beim Brückenposten. Zügig kommt ein angerufener Soldat aus dem Hauptgebäude auf den Posten und mich zugeschritten. Alles läuft sehr freundlich und ohne Argwohn ab. Kurze Fragen zum warum und weshalb.

Als alles ok scheint, tritt der Wachoffizier zur Seite, salutiert und wirft ein freundliches: „Welcome to Iran“ heraus. Das ist doch mal ein sehr angenehmer Einstieg! Das freut mich sehr. Im Hauptgebäude dann noch die obligatorischen Stempel und einige wiederholte Fragen, dann kann ich gehen. Mein Gepäck wird nicht extra durchleuchtet. Weit und breit keine Menschenseele. Ich bin mit Hesam verabredet, weiß aber nicht wie er ausssieht. Draußen ist niemand zu sehen.

Ich gehe ein Stück – es fällt mir niemand auf, es kommt auch niemand auf mich zu. Nun, es ist ja auch niemand hier… zudem ist es schweineheiß! Mit meinem Rassel gehe ich zurück zum Gebäude und schau drinnen nochmal nach. Dann kommt ein einzelner, gut angezogener Mann und schaut sich suchend um. Das muss er sein. Mit einem hervorragenden Deutsch begegnet mir mein neuer Begleiter Hesam und die Tour geht weiter. Unser Ziel für heute ist erst einmal Jolfa, an der Grenze zur aserbaidschanischen Enklave Nachitschewan.